Die häufigsten gynäkologischen Krebserkrankungen sind das Mammakarzinom (Brustkrebs), das Endometriumkarzinom (Gebärmutterkörperkrebs), der Eierstockskrebs (Ovarialkarzinom), das Zervixkarzinom (Gebärmutterhalskrebs) und das Vulvakarzinom (Vulvakrebs).
Der überwiegende Mehrteil dieser Erkrankungen (95%!) tritt dabei ohne familiäre Risiko auf. Für das Mamma- und Zervixkarzinom existieren sinnvolle und wichtige Screeninguntersuchungen zur Früherkennung.
Mammakarzinom:
Etwa jede achte Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens an einem Mammakarzinom. Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto größer sind die Chancen auf Heilung. Dies gilt im Übrigen für alle Krebsarten. Deshalb ist es wichtig, regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen durchführen zu lassen. Beim Mammakarzinom sind dies in der Regel die Tastuntersuchung der Brust, die Mammasonografie (Brustultraschall) und die Mammografie. Jede dieser Untersuchungen haben ihre spezifischen Vor- und Nachteile und können einander nicht ersetzen.
Die Tastuntersuchung der Brust und der Lymphabflusswege sowie die Inspektion der Haut wird durch den Frauenarzt bei jeder Patientin ab dem 30. Lebensjahr im Rahmen der jährlichen Vorsorgeuntersuchung durchgeführt. Zusätzlich ist auch eine Untersuchung der Brust durch jede Frau selbst sinnvoll.
Vor der Menopause (Wechseljahre) ist der optimale Zeitpunkt eine Woche nach Beginn der Menstruation, denn hier ist das Brustdrüsengewebe am weichesten. Die Brust und die Achselhöhle sollten dabei systematisch abtastet werden. Wichtig ist, dass die Selbstuntersuchung nicht die Tastuntersuchung durch den Gynäkologen ersetzen kann.
Die Mammografie ist eine Röntgenuntersuchung der Brust zur Beurteilung von nicht tastbaren Befunden. Die Brust wird dabei schonend komprimiert und in zwei Ebenen beurteilt. Die Vorteile bestehen insbesondere in der guten Darstellbarkeit von Mikrokalk, welcher auf Brustkrebs hinweisen kann. Nachteile sind dass die Untersuchung von manchen Frauen als unangenehm empfunden werden kann und dass die Beurteilung bei dichtem Brustdrüsengewebe (wie z.B. bei jüngeren Patientinnen die Regel) erschwert sein kann.
Zudem sind gutartige Veränderungen wie beispielsweise Zysten schlecht beurteilbar. Zweifelsohne bedeutet die Mammografie auch eine Strahlenbelastung. Allerdings ist diese sehr niedrig. Für die insgesamt vier Aufnahmen (zwei auf jeder Seite aus unterschiedlichen Richtungen) wird etwa 10% der Strahlenmenge aufgenommen, die jeder Mensch im Jahr natürlicherweise aufnimmt.
Mammografiescreening: Das Mammografiescreening steht jeder Frau zwischen 50 und 69 Jahren alle 2 Jahre zu. Dadurch können unerkannte Mammakazinome früher erkannt und therapiert werden. Sie werden dazu direkt eingeladen. Das Angebot ist freiwillig, wir empfehlen Ihnen aber aus oben genannten Gründen, daran teilzunehmen. Bei auffälligen Befunden werden Sie erneut zur weiteren Abklärung eingeladen.
Die Mammasonografie ist eine weitere wichtige Möglichkeit zur Beurteilung der Brust und zur Erkennung von nicht tastbarer Befunde.
Zwar können Kalkablagerungen in der Regel über den Ultraschall nicht beurteilt werden, aber die Untersuchungsmethode bietet andere wichtige Vorteile: So kann dichteres Brustdrüsengewebe besser beurteilt und das Ergebnis der Untersuchung direkt im Anschluss besprochen werden.
Darüber hinaus zeichnet sich die Methode durch die fehlende Strahlenbelastung sowie die unkomplizierte und schmerzfreie Anwendbarkeit aus. Die Mammasonografie ist in der Regel keine Kassenleistung, wir empfehlen aber, diese zur Ergänzung der Vorsorge mindestens einmal pro Jahr durchführen zu lassen. Dr. Wagner verfügt über die Anerkennung DEGUM Stufe II, eine Qualitätsauszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin.
Erblicher Brustkrebs:
Bei etwa jeder siebten Patientin mit einem Mammakarzinom tritt die Erkrankung familiär gehäuft auf. Allerdings gelingt es bei lediglich 5-10% der Patientinnen mit Mammakarzinom ein krankheitsauslösendes Gen nachweisen. Die häufigsten veränderten Gene sind BRCA 1 und BRCA 2 (BReast CAncer 1 und 2), die sowohl das Risiko an Brust- als auch an Eierstockskrebs im Laufe des Lebens zu erkranken auf bis zu 80% bzw.40% steigern.
Das durchschnittliche Erkrankungsalter ist dann auch wesentlich früher als Patientinnen ohne diese Veränderung im Erbgut. Tritt Brust- und/ oder Eierstockskrebs gehäuft in der Familie auf, gibt es die Möglichkeit eine genetische Beratung wahrzunehmen und ggfs. eine Testung auf dieseGenveränderungen durchführen zu lassen. Patientinnen mit nachgewiesener Mutation wird empfohlen, an einer internsivierten Früherkennungteilzunehmen.
Diese umfasst sowohl die Standarduntersuchungen wie das Abtasten der Brust, die Mammasonografie und die Mammografie aber in kürzeren Abständen und mit einem Beginn in jüngeren Lebensjahren als auch spezielle Untersuchungen wie eine MRT-Untersuchung (Magnetresonanzuntersuchung, Kernspin) der Brust. Ziel ist hierbei, mögliche bösartige Veränderungen in einem frühen Stadium zu erkennen. Das Erkrankungsrisiko selbst kann deutlich gesenkt werden, wenn vorsorglich die Eierstöcke und Eileiter und/ oder das Brustdrüsengewebe entfernt werden, was auf der anderen Seite aber einen großen Eingriff in die seelische und körperliche Integrität der Betroffenen darstellt
Das Zervixkarzinom betrifft nicht nur die ältere Frau ab dem 65. Lebensjahr, sondern kann auch sehr viel früher auftreten. So existiert ein zweiter Erkrankungsgipfel zwischen dem 35. und 54. Lebensjahr. Deshalb ist die Vorsorge nicht nur für ältere Frauen wichtig. Ursache für die Erkrankung ist in den meisten Fällen HPV (Humane Papillomviren). Veränderung des Gebärmutterhalses können über einen PAP-Abstrich erkannt werden.
Diese Veränderungen können Krebsvorstufen sein und ein erhöhtes Risiko für das Auftreten eines Zervixkarzinoms bedeuten. Auch können mit dieser Methode Krebszellen am Gebärmutterhals entdeckt werden.
Eine orientierende Übersicht der möglichen Befunde dieser Zytologie gibt die folgende Tabelle (Münchner Nomenklatur, 2014).
Befund | Bedeutung | Konsequenz |
0 | Unzureichendes Zellmaterial | Wiederholung des Abstrichs |
I | Unauffällig | Nächster Abstrich im normalen Vorsorgeintervall |
IIa | Unauffällig, aber Hinweise auf eine auffällige Vorgeschichte der Patientin | Ggfs. Kontrollabstrich aufgrund der auffälligen Vorgeschichte |
II-p II-g II.e | Unwesentlich oder geringradig veränderte Zellen, KEINE Krebsvorstufe. | Abstrichkontrolle nach einigen Monaten bis zu einem Jahr, ggfs. auch mit Kolposkopie |
III-p III-g III-e III-x | Auffällige Veränderungen, die nicht eindeutig bestimmbar sind, KEINE Krebszellen | Kontrollabstrich, oft zusätzliche Untersuchungen und Behandlungen (Kolposkopie, Probeentnahme, hormonelle oder antibiotische Therapie) |
IIID1 IIID2 | Dysplasie mit leichten Zellveränderungen bis hin zu möglichen Krebsvorstufen. KEINE Krebszellen. Höhere Wahrscheinlichkeit zur Rückentwicklung der Veränderungen. Geringes Risiko zur Entwicklung von Krebs. Bei jüngeren Frauen häufiger. | Kontrollabstrich, da sich der Befund oft normalisiert. Bei wiederholten Befunden ist eine weitere Abklärung notwendig (u.a. Kolposkopie). |
IVa-p IVa-g | Schwere Zellveränderungen/ Dysplasie, bilden sich ohne Behandlung nur selten zurück | Oft operativer Eingriff notwendig (z.B. Konisation, ein kegelförmiges Ausschneiden des Gebärmutterhalses) |
IVb -p IVb-g V-p V-g V-e V-x | Hohes Risiko für das Vorliegen einer Krebserkrankung | Probeentnahme am Gebärmutterhals, weitere Behandlung je nach Ergebnis |
Der Abstrich wird im Rahmen der gynäkologischen Vorsorge entnommen. Sollte der Befund auffällig sein, werden Sie informiert und weitere Schritte wie beispielsweise eine Kolposkopie (Scheidenspiegelung) empfohlen.
Ein HPV-Test kann zusätzlich durchgeführt werden. Liegt hier ein auffälliger Befund vor, so ist das Risiko für Zellveränderungen in den kommenden Jahren höher und eine Kontrolle des Abstrichs erfolgt engmaschiger.
Seit einigen Jahren ist es zudem für Mädchen und jüngere Frauen möglich, sich gegen die häufigsten Subtypen dieser Viren impfen zu lassen.Dadurch lassen sich wahrscheinlich viele dieser Zellveränderungen am Gebärmutterhals bis hin zum Zervixkarzinom verhindern.
Eine Übersicht über die Krebsvorsorge- und Krebsfrüherkennungsleistungen beim Frauenarzt, welche von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden, gibt folgende Tabelle:
Alter: | Maßnahme: |
9-14 Jahre (bis max. 18. Lebensjahr) | HPV-Impfung, je nach Alter zwei bis drei Dosen |
ab 20 Jahren | Erhebung der Anamnese (Vorgeschichte), Inspektion des Muttermunds mit Zellabstrich (PAP-Abstrich), gynäkologische Tastuntersuchung, Beratung, jährlich |
ab 30 Jahren | Abtasten der Brustdrüsen und der dazugehörigen Lymphknoten, Inspektion der Haut, jährlich |
ab 35 Jahren | Kombiniertes Screening mit zytologischer Screening und HPV-Test (Humane Papillomviren), alle drei Jahre |
ab 50 Jahren | Mammografie alle 2 Jahre (Mammografie-Screening Programm) bis zum 69. Lebensjahr Austastung des Enddarms und Test auf Blut im Stuhl, jährlich |
ab 55 Jahren | Test auf Blut im Stuhl alle 2 Jahre oder alternativ zweiVorsorgedarmspiegelung alle 10 Jahre |
Es ist also sinnvoll, die Vorsorge beim Frauenarzt mindestens einmal jährlich durchführen zu lassen. Welche der Untersuchungen dann bei Ihnen konkret durchgeführt werden sollten oder wie Ihre Früherkennung sinnvoll ergänzen können, erläutern wir Ihnen gerne im persönlichen Gespräch.