Die Onkologie beschäftigt sich mit Tumoren. Hierbei sind insbesondere bösartige Tumoren (Krebsgeschwulste) gemeint.
Gesunde Zellen vermehren bzw. teilen sich in unserem Körper meist nur so oft und an den Stellen, wo dies sinnvoll ist. Sie werden hierbei von anderen Zellen bzw.
Botenstoffen in ihrem Wachstum gehemmt. Funktioniert diese natürliche „Bremse“ durch Schädigungen des Erbguts der Zelle aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr, kann eine Zelle entarten und somit zur Krebszelle werden, welche sich im Körper übermäßig stark vermehren kann.
Diese Krebszellen können durch das enthemmte Wachstum im Ursprungsorgan große Schäden verursachen und auch in andere, teilweise lebenswichtige Organe einwachsen und deren Funktion behindern.
Die wichtigsten Krebserkrankungen im Gebiet der Frauenheilkunde sind:
- Mammakarzinom (Brustkrebs)
- Zervixkarzinom (Gebärmutterhalskrebs)
- Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs)
- Endometriumkarzinom (Gebärmutterkörperkrebs)
- Vulvakarzinom (Krebs des äußeren Genitals)
Die verschiedenen Krebsarten unterscheiden sich ganz deutlich voneinander in Ihrer Häufigkeit, ihrem typischen Erkrankungsalter und der Therapie. So ist beispielsweise das Mammakarzinom die häufigste bösartige Erkrankung der Frau. Eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Das Vulvakarzinom ist dagegen deutlich seltener.
Ursache von Krebserkrankungen
Oft spielen mehrere Faktoren bei der Entstehung einer Krebserkrankungen eine Rolle. Die wichtigsten davon sind:
- Genetische Veranlagungen (Veränderungen im Erbgut): Beispielsweise kann eine Veränderung im sogenannten BRCA-1-Gen das Risiko, irgendwann im Lauf des Lebens an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken auf bis zu 80% steigen lassen.
Es gibt aber auch familiär gehäufte Krebsfälle und -arten, bei denen (noch) kein krankheitsauslösendes Gen identifiziert werden konnte. In diesem Gebiet findet seit einigen Jahren eine atemberaubende Entwicklung statt.
Es ist also davon auszugehen, dass in Zukunft mehr und mehr Genveränderungen bekannt werden, die das Risiko für eine bestimmte oder mehrere Krebserkrankungen erhöhen.
- Chemische Substanzen: So ist beispielsweise der Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs schon viele Jahrzehnte bekannt.
- Viren: Eine Infektion mit bestimmten Humanen Papillomaviren (HPV) kann zur Entstehung von Gebärmutterhalskrebs führen. Weiterhin kann zum Beispiel durch Hepatitisviren Leberkrebs begünstigt werden.
- Strahlung: Bekannt ist beispielsweise der Einfluss von radioaktiver Strahlung für das Auftreten von Leukämien, oder der Einfluss von Sonnenstrahlen für das Auftreten von Hautkrebs.
Trotz vielen weiteren bekannten Faktoren, die das Entstehen einer Krebserkrankung begünstigen, kann in den meisten Fällen keine ursächliche „Begründung“ für die individuelle Erkrankung der Einzelnen / des Einzelnen gefunden werden.
Nicht jeder Mensch entwickelt auch bei der gleichen Menge an schädigenden Einflüssen zur gleichen Zeit Krebs. Hier gibt es große Unterschiede von Mensch zu Mensch.
Vorsorge
Das Beste ist natürlich, zu versuchen, die Entstehung einer Krebserkrankung zu verhindern. Hierfür gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Neben einer gesunden Lebensweise mit körperlicher Bewegung und Vermeidung von schädigenden Einflüssen sind hier insbesondere Impfungen zu nennen.
So gibt es seit einigen Jahren eine Impfung gegen Humane Papillomaviren (HPV). Diese wird voraussichtlich zu einem deutlichen Rückgang der Patientinnen mit Zervixkarzinom oder dessen Vorstufen führen. Gerne informieren wir Sie im Zentrum für Gynäkologie darüber!
Früherkennung
Es ist bekannt, dass die Wahrscheinlichkeit der Heilung einer Krebserkrankung umso höher ist, je früher diese erkannt wird. Deshalb ist es so wichtig, Früherkennungsmaßnahmen wahrzunehmen. Im Bereich der Frauenheilkunde gibt es verschiedene sogenannte Screeningprogramme zur frühzeitigen Entdeckung von Krebserkrankungen. Dies betrifft das Mammakarzinom und das Zervixkarzinom.
Zur Früherkennung eines Mammakarzinoms werden alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre zur Mammographie (Röntgenuntersuchung der Brust) eingeladen.
Darüber hinaus ist es sinnvoll auch mittels Ultraschall die Brustdrüse nach nicht tastbaren Tumoren abzusuchen. Da diese Methode im Gegensatz zur Mammografie keine Strahlenbelastung aufweist, ist die Mammasonografie auch in jüngeren Jahren und als Ergänzung zur Mammografie zu empfehlen.
Zur Früherkennung des Gebärmutterhalskrebses und dessen Vorstufen haben sich schon seit Jahrzehnten die sogenannten PAP-Abstriche vom Muttermund bewährt.
Hierbei werden Zellproben über die gynäkologische Untersuchung entnommen und im Labor auf Veränderungen untersucht.
Neu in der Früherkennung ist bei Frauen über 35 Jahren ein Test auf HPV. Dies kann zur Einschätzung des Risikos einer Entartung helfen.
Therapie
Die Therapie von Krebserkrankungen unterteilt sich in aller Regel in verschiedene Bausteine, welche in Abhängigkeit des Tumortyps, der Ausbreitung und vieler weiterer Faktoren in unterschiedlicher Reihenfolge durchgeführt werden. Bei den gynäkologischen Krebserkrankungen werden insbesondere folgende Therapiemethoden angewandt:
- Operation: Bis auf Ausnahmefälle ist die chirurgische komplette Entfernung des Tumors immer anzustreben – falls dies möglich ist. Oft ist nur dann die Wirksamkeit der anderen Therapiebausteine optimal.
- Chemotherapie: Eine Chemotherapie wirkt auf den ganzen Körper. Hierbei werden Medikamente eingesetzt, die Zellen abtöten, die sich schnell teilen. Dies sind bei einer Krebserkrankung einerseits die Krebszellen, welche sich im Krebsgeschwür befinden.
Weiterhin gibt es aber auch sogenannte zirkulierende Tumorzellen im Körper, die es gilt mit dieser Therapie unschädlich zu machen, bevor – oder aber auch nachdem sie sich zu einer Tochtergeschwulst, einer Metastase, formiert haben.
Da es im menschlichen Körper auch gesunde Zellen gibt, die sich schnell teilen, können diese leider mitgeschädigt werden. Dies betrifft – je nach eingesetzten Medikamenten – beispielsweise die Zellen im Knochenmark zur Blutbildung (=> Blutarmut, Blutungsneigung und Infektanfälligkeit), die Haare (=>Haarausfall) oder den Magen-Darm-Trakt (=> Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung).
- Bestrahlung: Durch eine Bestrahlung werden bösartige Zellen geschädigt. Diesen fehlen im Gegensatz zu gesunden Zellen notwendige Reparaturmechanismen und sie sterben ab. Bestrahlungen werden in der Regel fraktioniert gegeben, das heißt verteilt über mehrere Tage.
Dadurch wird die Verträglichkeit für das gesunde Gewebe verbessert. Die Bestrahlungen können von außen auf die Haut oder z.B. über die Scheide gegeben werden -je nachdem, an welcher Stelle die Hauptwirkung entstehen soll. Eine Bestrahlung wirkt nur am Ort der Bestrahlung und nicht im ganzen Körper.
- Endokrine Therapie: Das Wachstum vieler bösartiger Tumore der Frau ist hormonabhängig, insbesondere vom Sexualhormon Östrogen.
Dies betrifft beispielsweise viele Brustkrebsarten. Durch eine Absenkung des Östrogenspiegels über Medikamente kann das Wachstum der Krebszellen gehemmt werden.
Diese Therapien sind oft weniger belastend als beispielsweise eine Chemotherapie und trotzdem hocheffektiv. Sie können über eine längere Zeit eingenommen werden. In den letzten Jahren sind hier viele zusätzliche Therapiemöglichkeiten hinzugekommen.
- Zielgerichtete Therapien/ Immuntherapien (z.B. CDK4/6-Inhibitoren): Der Trend in der Behandlung von Krebserkrankungen geht immer mehr hin zu einer auf die einzelne Patientin abgestimmte, zielgerichtete Therapie. Dabei werden die Eigenschaften der Krebszellen ganz genau untersucht um das Medikament mit der höchsten Erfolgswahrscheinlichkeit zu wählen.
Denn nicht alle Krebsmedikamente wirken bei allen Patientinnen gleich gut! Gerade beim Mammakarzinom kommen hier stetig neue, hochwirksame Therapien auf den Markt.
Eine onkologische Behandlung ist in der Regel langwierig und anstrengend. In dieser Zeit muss der Lebensrhythmus ein Stück weit an die Therapie angepasst werden. Die Unterstützung von Angehörigen und Freunden ist in dieser Zeit sehr wichtig.
Erfreulicherweise hat sich in den letzten Jahren nicht nur in der Entwicklung von neuen Therapien, sondern auch in der Behandlung der Nebenwirkungen einiges getan. Dies hat zu einer deutlich besseren Verträglichkeit der meisten Therapien geführt.
Nachsorge
Nachuntersuchungen sind bei allen Krebserkrankungen sehr wichtig. Diese werden in den ersten Jahren in engmaschigen Abständen durchgeführt, da hier das Risiko für ein Wiederauftreten höher ist.
Nach einiger Zeit können die Abstände zwischen den Untersuchungen dann gestreckt werden.
In der Frauenheilkunde werden folgende Nachsorgeuntersuchungen in Abhängigkeit der zugrunde liegenden Tumorerkrankung und des Tumorstadiums durchgeführt:
- Die Erfassung der Krankengeschichte und der Beschwerden: Dies ist der einfachste und zugleich auch oft wichtigste Teil der Nachsorge, da viele Hinweise auf ein Wiederauftreten der Erkrankung gezielt erfragt werden können.
- Klinische Untersuchung: Die klinische Untersuchung ist der zweite Grundbaustein der Nachsorge. Sowohl die vaginale Tastuntersuchung als auch das Abtasten der Brust gehören hierzu.
- Ultraschalluntersuchungen (z.B. beim Mammakarzinom)
- Röntgenuntersuchungen (z.B. die Mammografie in der Nachsorge des Mammakarzinoms)
- Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT), Positions-Emissions-Tomografie (PET): Diese speziellen Untersuchungen können bei komplexen Fragestellungen oder bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen in der Nachsorge eingesetzt werden.
- Tumormarker: Entgegen weit verbreiteter Annahmen hat die Bestimmung der Tumormarker nur bei wenigen Krebserkrankungen in der Nachsorge einen diagnostischen Nutzen. Häufig tragen Tumormarker eher zur unnötigen Verunsicherung der Patientinnen bei.
Ihre Spezialisten im Zentrum für Gynäkologie sind Frau Franziska Burkhardt und Herr PD Dr. Philipp Wagner. Beide haben langjährige Erfahrung in der Onkologie einer großen Universitätsfrauenklinik und stehen Ihnen in allen Fragen der Vorsorge, Diagnostik, Therapie und Nachsorge gerne zur Verfügung!